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Die Wurzeln des Hinduismus oder Sanatana Dharma

Was sind die Wurzeln des Wortes Hindu und Hinduismus

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Es beginnt mit einem Fluss – dem Sindhu, der sich durch den Nordwesten des alten Indiens schlängelt. Seine Gewässer waren eine Lebensader, die im Sanskrit einfach „Fluss“ genannt wird. Um das 6. Jahrhundert v. Chr. nannten persische Invasoren die Menschen jenseits des Flusses „Hindu“, wobei ihr „S“ zu einem „H“ abgeschwächt wurde. War dies der Keim einer Religion? Oder etwas anderes? Jahrhunderte später erweiterten die Briten „Hindu“ zu „Hinduismus“, einer treffenden Bezeichnung für eine Tradition, die vedische Hymnen, yogische Stille und die Hingabe an unzählige Götter umfasst. Doch ein anderer Name flüstert aus dem Inneren: Sanatana Dharma, die ewige Ordnung. Sind sie dasselbe – zwei Wörter für eine Wahrheit? Die Wurzeln erzählen eine andere Geschichte: Die eine ist ein koloniales Korsett, die andere eine zeitlose Blüte.

 

Hinduismus: Ein Wort ohne Text


Blättert man durch die heiligen Texte, verschwindet der Begriff „Hinduismus“. Der Rigveda (ca. 1500 v. Chr.) mit seinen Hymnen an Agni und Indra sucht nach kosmischer Ordnung (rita) – kein „Hinduismus“ darin. Die Brihadaranyaka Upanishad (ca. 800 v. Chr.) fragt: „Was ist das, durch dessen Kenntnis alles andere erkannt wird?“ (1.4.10) – keine Erwähnung. Die Bhagavad Gita (ca. 200 v. Chr.–200 n. Chr.) leitet Arjuna durch Pflicht und Hingabe, ohne den Begriff zu erwähnen. Die Puranas erzählen Geschichten von Vishnu und Shiva, während Patanjalis Yoga Sutras (ca. 200 v. Chr.–400 n. Chr.) den Weg des Samadhi beschreiben – keine davon erwähnt „Hinduismus“. Die Shiva Samhita (15.–17. n. Chr.) verspricht Befreiung durch Yoga, nicht durch einen bestimmten Glauben.


Warum das Schweigen? Diese Tradition hat keinen Gründer – weder Moses noch Buddha –, der sie taufen könnte. Sie ist ein Chor von Weisen, Rishis aus allen Zeitaltern, die nach Brahman, dem universellen Bewusstsein, oder Moksha, der Befreiung von der Wiedergeburt, streben. Die vedischen Seher hörten göttliche Schwingungen; upanishadische Denker verkündeten „Tat Tvam Asi“ („Du bist Das“, Chandogya Upanishad 6.8.7); Yogis beruhigten ihren Geist. „Hinduismus“ ist nicht ihr Wort – es ist das eines Fremden, weit entfernt von diesen Wurzeln geboren.


Die koloniale Wendung des „Hinduismus“


„Hindu“ war nicht neu – Persien hat es uns gegeben –, aber „Hinduismus“ wurde im kolonialen Feuer geschmiedet. Als die Briten im 18. Jahrhundert eintrafen, sahen sie sich einem Land mit schwindelerregenden Gebräuchen gegenüber: Priester an Feueraltären, Krishna-Sänger, in Meditation versunkene Asketen. Zum Regieren brauchten sie Logen. „Hindu“ wurde in Volkszählungen zu „Hindus“, abgegrenzt von „Muslimen“; Gerichte prägten das „hinduistische Recht“; Gelehrte wie Monier-Williams fassten es 1877 in seinem Werk „Hinduismus“ als eine Religion zusammen. Es blieb hängen – eine Abkürzung für Indiens nicht-abrahamitische Seele.
Doch vor dem Imperium verkündete kein Weiser: „Dies ist Hinduismus.“ Der Rigveda (10.129) fragt: „Wer weiß, woher diese Schöpfung entstand?“ – ein Mysterium, kein System. Die Katha Upanishad (1.2.23) sagt: „Das Selbst wird nicht durch Unterweisung erlangt, sondern von jemandem, den es wählt“ – eine Reise, kein Glaubensbekenntnis. Die Gita (4.11) bietet Krishnas Umarmung an: „Wie auch immer Menschen sich mir nähern, ich strecke meine Hand aus“ – Vielfalt, nicht Dogma. Der „Hinduismus“ ist ein koloniales Netz, das über Wurzeln geworfen wurde, aus denen er nie gewachsen ist.


Moksha: Die tiefere Wurzel


Was verbindet diese Wege? Moksha – Befreiung, das Erwachen der Seele jenseits der Illusion. Die Mandukya Upanishad (Vers 7) nennt es „weder Wachen noch Träumen … Frieden, Glückseligkeit, Nicht-Dualität“. Die Gita (6.27) schenkt dem Yogi im Samadhi „höchste Glückseligkeit“. Das Vishnu Purana (1.22) verbindet Hingabe mit der Freiheit von Zyklen. Patanjalis Yoga Sutras (1.2) definieren Yoga als „das Aufhören der Geistesschwankungen“, das nach Kaivalya – der alleinigen Wahrheit – strebt. Die Shiva Samhita (5.26) nennt Befreiung „das höchste Ziel“. Dies ist keine Religion, die durch den „Ismus“ eingeengt wird – es ist ein Dharma, eine Ordnung, die die Zeit überdauert. Der „Hinduismus“ heftet ihn ans Ufer eines Flusses; Moksha erhebt ihn in die Ewigkeit.

Sanatana Dharma: Der wahre Same


Sind also „Hinduismus“ und Sanatana Dharma eins? Die Geschichte sagt nein – Sanatana Dharma ist die Wurzel, „Hinduismus“ ein später Zweig. Sanatana Dharma bedeutet „ewige Ordnung“ und summt in der eigenen Stimme der Tradition. Die Gita (4.7) enthält Krishnas Gelübde: „Immer wenn das Dharma vergeht, erwache ich“ – ein zeitloses Versprechen. Das Padma Purana und Weise wie Adi Shankaracharya führten es aus und benannten einen Weg, der älter ist als Reiche. Es umfasst die kosmischen Gesänge des Rigveda, die „Wahrheit ist ihr Bogen“ (2.2.4) der Mundaka Upanishad, die Liebe zu Krishna im Bhagavata Purana und die Posen der Hatha Yoga Pradipika – alles auf der Suche nach Moksha.

Im Gegensatz zum Hinduismus ist es kein koloniales Echo des Hinduismus, das an einen Ort gebunden ist. Es umfasst die Logik des Samkhya, die Energie des Tantra, dörfliche Riten – jeden Faden in einem ewigen Gewebe. Die moderne Politik mag es umklammern, doch seine Wurzeln entziehen sich diesem Zugriff.

An die Gläubigen des Hinduismus:


In den Versen des Rigveda, der Weisheit der Gita und dem Atem der Shiva Samhita findet der Hinduismus keine Erwähnung. Er ist nicht vorhanden – weil er nicht ihnen gehört. Die Weisen suchten Brahman, die Einheit mit dem universellen Bewusstsein. „Hinduismus“ ist ein Geschenk von Außenstehenden, der Name eines Flusses, der zu weit gedehnt wurde. Sanatana Dharma ist das, was sie lebten – der ewige Weg, ungebunden an Karten oder Meister.

Fazit: Wurzeln statt Etiketten


„Die Wurzeln des Hinduismus oder Sanatana Dharma“ – die Wahl entfaltet sich im Laufe der Geschichte. Das eine ist ein kolonialer Mantel, der über eine Tradition gelegt wurde, die er nie benannt hat; das andere ist der Samen darunter, der in Richtung Moksha sprießt. Möge der „Hinduismus“ mit dem Reich, das ihn hervorgebracht hat, verschwinden. Sanatana Dharma steht – die ewige Ordnung, der wahrste Ruf.

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